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Vergesellschaftung

Eine komprimierte Darstellung einer systematischen und sanften Schritt-für-Schritt-Anleitung
zur Zusammenführung & Vergesellschaftung von Katzen

… eine Möglichkeit von vielen

Wenn Sie sich entschieden haben, ihrer Katze das große Geschenk eines passenden Artgenossen zu machen, dann freue ich mich sehr, Ihnen hier einige Handlungsempfehlungen und Tipps an die Hand zu geben, damit die Vergesellschaftung oder Wieder-Zusammenführung so sanft und erfolgreich wie möglich für alle Beteiligten wird.
Ich bevorzuge den Begriff “Vergesellschaftung”, denn das klingt in diesem Zusammenhang mehr nach meinem Ziel und Wunsch für die Katzen. Und ich hoffe, dass Sie mit dieser Hilfestellung nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen werden.

SO BITTE NICHT:

Leider gibt es noch immer die verbreitete Meinung, dass man einfach den neuen Artgenossen aus der Transportbox lässt. Einige lassen sogar die verschlossene Transportbox im Wohnzimmer stehen, damit die alteingesessene Katze vorher an der Box riechen kann. Und dann lässt man sie einfach zusammen, damit “sie es unter sich ausmachen”. Auf diese Art und Weise wurde der alteingesessenen Katze ohne Vorbereitung ein stinkender Eindringling vor die Nase gesetzt und die neue Katze in die Enge getrieben, so dass sie zusätzlich zum gesamten “Umzugsstress” nur zwischen Flucht- oder Kampfmodus wählen kann oder vor Angst erstarrt. Und zu guter Letzt wird die neue Katze in ein unbekanntes Terrain gesetzt, wo der unbekannte Feind bereits zum Kampf wartet. Für mich ist solch eine “Zusammenführung” mit einem Gladiatorenkampf im alten Rom vergleichbar.

Katzenvergesllschaftung

Es mag vielleicht Fälle geben, in denen es funktioniert hat, doch ich kann Ihnen versichern, dass in den meisten Fällen diese “Methode” (vor allem bei adulten Tieren) nicht funktioniert. Das liegt daran, dass Katzen plötzliche Veränderungen grundsätzlich nicht gut verkraften und sehr umgebungs- und gewohnheitsabhängige Tiere sind.
Setzt man ein junges Kitten zu einer erwachsenen Katze, die bereits mit Artgenossen gelebt hat, besteht eine Chance, dass sich das Kitten in der ersten Zeit einige Ohrfeigen abholt und dann nach einer gewissen Zeit der Gewöhnung eine gute Beziehung entstehen kann.
Allerdings ist auch in einem solchen Fall der Ausgang von verschiedenen Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Temperament, Lebensbedingungen, Geschlecht, Erfahrungen mit anderen Katzen und nicht zuletzt von den Persönlichkeiten der beteiligten Tiere abhängig. Aber vor allem ist für die ältere alteingesessene Katze ein Kitten oft auch nicht der richtige Partner, da junge und alte Tiere andere Bedürfnisse und unterschiedliche Energien haben und Pubertät und Flegeljahre stehen ja auch noch bevor.

Katzenverhaltensberatung

DAS WESEN DER KATZE:

Katzen sind sehr empfindsame und sehr sensible Tiere, die in der Natur sowohl die Rolle des Jägers aber auch die der Beute einnehmen (müssen).
Daher ist es auch Teil ihres Wesen, immer wieder sehr aufmerksam Situationen neu einzuschätzen, um jeweils die richtige Überlebensstrategie auszuwählen, denn die Unversehrtheit des eigenen Körpers hat bei der Katze, die biologisch betrachtet zum Überleben völlig auf sich allein gestellt ist, die höchste Priorität. Es ist also nicht verwunderlich, dass Katzen Sicherheit aus einer gleichbleibenden Lebensumgebung und Routinen, d. h. Vorhersehbarkeit ziehen. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich die Sensitivität einer Katze ähnlich der von hochsensiblen Menschen vorstellen. Sie nehmen mit ihren Sinnen alles viel stärker wahr und verarbeiten die Reize tiefer und vielschichtiger und es kostet sie viel Energie, so dass sie sich auch immer wieder zum Auftanken zurückziehen können müssen.

Um also Katzen den bestmöglichen Start miteinander zu geben, ist es wichtig, ihnen die Zeit und den Raum zu geben, die sie individuell brauchen, um sich an ein Leben mit einem neuen Artgenossen zu gewöhnen. Egal wie positiv unsere Absichten sind – für die Katze ist jede Abweichung vom Gewohnten zunächst beängstigend. Je nach Rolle, Persönlichkeit und den gegebenen Umständen (d. h. auch reelle Möglichkeiten zur Flucht) werden die Katzen i. d. R. mit Flucht oder Kampf (re-) agieren, wenn sie ohne entsprechende Vorbereitung aufeinandertreffen.

Katzenpsychologie in Berlin

VORBEREITUNG:

1. Dass beide Tiere gesund sind und das neue Tier vor der Vergesellschaftung von einem guten Tierarzt gründlich untersucht wurde, versteht sich hoffentlich von selbst. Denn wir wollen die Zusammenführung unter gleichen Bedingungen und besten Voraussetzungen für beide Tiere durchführen und zudem nicht einen Ausbruch und anschließende Übertragung von Krankheiten riskieren.

2. Da wir bei der Zusammenführung planvoll vorgehen müssen, werden wir uns ggf. unter Beachtung einiger wichtiger Regeln auch gemeinsamer Fütterungen als Werkzeug bedienen, so dass die Katzen Futter nicht zur freien Verfügung haben, sondern an feste Mahlzeiten gewöhnt sein bzw. werden sollten. Unabhängig davon empfehle ich immer 4 feste Mahlzeiten und dazwischen gesunde Snacks als Arbeitsfutter und Belohnung beim Clickertraining.

3. Für den Neuzugang wird ein separates Zimmer “voll eingerichtet”, wo alle kätzischen Bedürfnisse berücksichtigt und befriedigt werden, damit sich die neue Katze langsam an ihr neues Zuhause und an Sie gewöhnen kann. Ein anständiger, d. h.  mind. mittelgroßer Kratzbaum gehört genauso dazu, wie eine große offene Toilette, mehrere Schlaf-, Aussichts- und Rückzugsplätze (offen, Höhle, erhöht und auf dem Boden), verschiedene Spielzeugarten, ein Trinkplatz und ein Fressplatz. Richten Sie das Zimmer so ein, als wäre es eine Komfort-Einraumwohnung, wo alle Bedürfnisse mit Herz und Verstand bedacht werden, da dies für eine längere Zeit das Zuhause (und Safe Base) der neuen Katze sein wird.
Achten Sie bei der Einrichtung darauf, dass für Fress-, Trink- und Schlafplatz ein “Sicherheitsabstand” von mind. 1-2 m zur Tür eingehalten wird, am besten sogar am anderen Ende des Zimmers. Ein Kratzbaum am Fenster gibt der neuen Katze auch eine wunderbare unterhaltende und ablenkende Rückzugsmöglichkeit, sofern draußen nicht beängstigende Dinge passieren, wie z. B.  nah vor dem Fenster vorbeilaufende Hunde und Katzen. Die neue Katze sollte zunächst die Möglichkeit haben, in einem respektvollen Abstand erstmal anzukommen.

Mindestens 1-2 Woche vor dem großen Tag sollte die alteingesessene Katze langsam auf den “Verzicht” des Katzenzimmers vorbereitet werden, da es für eine Weile nicht mehr zugänglich sein wird und somit einen Ressourcenverlust darstellt. Einige Tage vor der Ankunft der neuen Katze sollte ein Feliway-Stecker (CLASSIC) im Katzenzimmer angebracht werden. Manchmal kann es auch sinnvoll sein,  eine Art “Demarkationszone” als Puffer zwischen dem Lebensraum beider Katzen zu schaffen oder sich eine Art Schleuse zu überlegen, wenn eine der Katzen eher sehr ängstlich oder sehr ungestüm ist.

4. Beobachten Sie auch ihre eigene Energie, denn je ruhiger und entspannter Sie sind, desto eher sind es auch beide Katzen, denn Katzen saugen die Energie ihrer Umwelt auf und reagieren dann auf diese “katzen-logisch”. Wenn Sie also angespannt sind und befürchten, dass etwas passiert, dann spürt es die Katze und wird ebenfalls angespannt etwas befürchten. Dies geht dann wie ein Ping-Pong-Spiel zwischen den Katzen und dem Mensch hin und her … und entlädt sich meist unkontrolliert und heftig. Je vertrauensvoller auch Ihr Verhältnis zu den Katzen ist, umso mehr können Sie als soziale Brücke bei der Zusammenführung fungieren und positiven Einfluss nehmen und geringere Spannungen schnell verbal auflösen, zudem sind Sie entspannt automatisch aufmerksamer für die kleinen Verhaltensänderungen Ihrer Katzen.

NÜTZLICHES:

  • 2 Feliway-Stecker (zu Beginn CLASSIC und im weiteren Verlauf kann Friends hinzugenommen werden, gegenüber Optimum bin ich noch verhalten)
  • ausreichend Ressourcen und Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten (allerdings nicht unter oder hinter Möbelstücken)
  • Federspielangel (richtig auspowern), Catdancer o. ä. (für weniger “körperliches” Spielen), hochwertige Katzenminze (Baldrian setze ich in diesen Fällen nicht ein)
  • Clickertraining (Verbesserung von Bindung und Kommunikation und als Vorbereitung für das Training an der Gittertür)
  • Sollten Sie alleine leben, können Ihnen günstige WLAN-Überwachungscameras (ab 25 Euro) tolle Dienste leisten, da Sie das Verhalten der Katze auf der anderen Seite beobachten und entsprechend reagieren können.
  • Bachblüten abgestimmt auf die jeweilige Katze (ggf. auch für nervöse Besitzer) können ebenfalls hilfreich sein.
  • entspannende Musik

Katzenberatung in Berlin


DURCHFÜHRUNG:

A) Der 1. Tag: Für den Tag des Familienzuwachses sollten Sie einen ruhigen Tag wählen.
Wenn die neue Katze das Zuhause “betritt”, sollte ihre Transportbox abgedeckt sein, da Katzen dann allgemein ruhiger sind und so auch ein unkontrollierter visueller Kontakt zwischen den Katzen vermieden werden kann.
Wenn Sie das Zuhause betreten, begrüßen Sie Ihre Katze freundlich (nur) mit Worten und gehen langsam und ruhig in das Katzenzimmer, schließen die Tür hinter sich und stellen die Transportbox seitlich im Zimmer (idealerweise in der Nähe von einer Rückzugsmöglichkeit) auf den Boden und nehmen die Abdeckung von der Transportbox, während Sie leise und freundlich mit der Katze sprechen.
Gehen Sie dann aus dem Zimmer und begrüßen erstmal Ihre Katze richtig, die vielleicht irritiert miaut und an der Tür kratzt. Lassen Sie sie in Ruhe an Ihnen schnuppern und bleiben Sie dabei eher passiv.
Füttern Sie jetzt Ihre Katze oder geben ihr ein beliebtes Foodpuzzle, damit sie gleich etwas Positives erlebt und beschäftigt ist, wenn Sie nach 5-10 Minuten wieder in das Katzenzimmer gehen. Nachdem sich die neue Katze in Ihrer Abwesenheit etwas sammeln, orientieren und an Geruch und Umgebungsgeräusche “gewöhnen” konnte, öffnen Sie die Transportbox und entfernen sich mind. 1-2 m von ihr und setzen sich am besten auf den Boden ohne sie dabei anzustarren und sprechen freundlich mit ihr, aber reden Sie nicht wie ein Wasserfall auf sie ein. Sie geben ihr respektvoll den Raum, den sie braucht, damit sie sich sicher genug fühlt, um die Transportbox verlassen zu können. Sollte sie ängstlich sein, verlassen Sie gerne langsam den Raum. Futter und Wasser sollte schon bereit stehen und wenn sie ihr leise Radio Paradiso (ruhiger Radiosender) anmachen, kann ihr das helfen nicht in die Ferne zu horchen und schneller zu entspannen. Vergessen Sie nicht, dass die Katze zunächst im neuen Lebensraum ankommen und auch eine Beziehung zu Ihnen erst noch aufgebaut werden muss, bevor sie schließlich auf den (neuen) Artgenossen trifft.

Die Zusammenführung läuft auf der Basis von positiver Assoziation zu der Veränderung und dem Gegenüber, wobei der Geruchsaustausch und die Gewöhnung an den Geruch der anderen Katze vor dem ersten Blickkontakt stattfinden sollte.

Eine positive Assoziation mit der neuen Katze impliziert automatisch auch, dass Sie die alteingesessene Katze nicht “vernachlässigen”, weil Sie sich auf den Neuzugang konzentrieren. Ihre Katze sollte nicht das Gefühl haben, dass sie weniger Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten (d. h. weniger Ressourcen) “seit dem Neuzugang” bekommt, sondern bestenfalls sogar mehr. Die neue Katze wird es Ihnen ebenfalls danken, wenn sie in den ersten Tagen nicht von Ihnen gestalked wird. Positive Assoziationen können zusätzlich zu den Fütterungen durch alle schönen “Dinge”, die immer an der Tür und später am Gitter passieren, d. h. im Zusammenhang mit der anderen Katze stehen, geschaffen werden. Hierzu kann man Spiel, Clickern, Lieblingsleckerlies, Catnip-Sessions etc. einsetzen.

B) Annäherung an die Tür – auf beiden Seiten der Tür.
Beginnen Sie erstmal die Fütterung mit mind. 2 m Abstand zur geschlossenen Tür, hier geht es um den Wohlfühlabstand. Der Wohlfühlabstand ist bei jeder Katze unterschiedlich und lässt sich gut daran erkennen, dass die Katze sich völlig entspannt und frei bewegt, ruht, spielt und entspannt frisst. In dieser Entfernung fühlen sich die Katzen sicher und interessieren sich nicht dafür, was auf der anderen Seite passiert. Das ist deshalb wichtig, weil wir die Katzen nicht mittels Locken (vor allem mit Futter, was überlebenswichtig ist) dazu “zwingen” wollen. Vielmehr geht es hier um Desensibilisierung und klassische Konditionierung, denn wir wollen eine positive Einstellung zur fremden Katze aufbauen. In dieser ersten Zeit sind Sie der Bote zwischen beiden und sorgen für den intensiveren Austausch der Gerüche, weil sie zwischen beiden Lebensraümen wandern. Spielen Sie auch mit beiden Katzen in der Nähe der Tür und loben und belohnen Sie sie – es sollen konstant viele positive Dinge im Zusammenhang mit der unsichtbaren Nähe der anderen Katze entstehen. Die Beständigkeit, d. h. der Beginn von Gewohnheit und Routine ist hier der Schlüssel, um Sicherheit und Vertrauen entstehen zu lassen.
Wenn es keine Unsicherheiten/Irritationen während des Spielens, den Fütterungen und den Trainings auf beiden Seiten gibt, können Sie in Mikro-Schritten alle 3-5 Tage die Distanz in Richtung der Tür verringern. Sollte es zu Irritationen kommen, erhöhen Sie wieder den Abstand zur Tür auf beiden Seiten. Wenn es schließlich keine Unsicherheiten direkt an der Tür gibt, können Sie nach 2-3 Tagen den nächsten Schritt gehen. Über den gesamten Zeitraum haben Sie immer wieder einmal Spielzeug, Decken, Kissen oder Betten zwischen beiden Katzen ausgetauscht, damit sich beide auch an den Geruch der anderen Katze gewöhnen können. Allerdings gilt auch hier, dass wir den Weg der Desensibilisierung gehen wollen und nicht die Katze zwingen den Geruch “ertragen” zu müssen. Legen Sie das “Objekt” nicht an einen für die Katze wichtigen Platz, sondern legen es kommentarlos irgendwo hin, wo die Katze selbst entscheiden kann, ob sie es erkunden möchte. Dennoch dürfen Sie natürlich in der Nähe davon zusätzliche Leckerlies liegenlassen.
Hat eine Katze offensichtlich schon Misstrauen oder Aversion gegen den Geruch der anderen Katze, können wir wie folgt vorgehen:
Mit einer Baumwollsocke ernten wir den Geruch einer entspannten Katze, indem wir mit der Socke eine verschmuste und zufriedene Katze streicheln (in der Hals-, Bauch- und/oder auf dem Rücken am Schwanzansatz sind günstig), diesen in einem Frischhaltebeutel/-box luftdicht aufbewahren und mehrfach wiederholen. Mit der Socke in der einen und den Mega-Leckerlies (Dafür-würde-ich-töten-Leckerlies) in der anderen Hand bewaffnet, laufen Sie entspannt an der anderen Katze vorbei und die Socke fällt Ihnen “zufällig” vor der Katze auf den Boden. In dem Moment, wenn die Katze neugierig daran beginnt zu riechen (d. h. kürzer als 0,5 Sekunden = noch bevor die Katze zu einer Entscheidung kommt, wie sie den Geruch finden soll), nehmen Sie die Socke weg und legen dafür ein Leckerli an die Stelle. Die Zeit des Beriechens kann je nach Reaktion nach mehreren Tagen verlängert werden. Das Ziel hierbei ist, dass der Geruch der anderen Katze positive Emotionen bei der Katze auslöst.

C) Der nächste Schritt ist dann beginnender Sichtkontakt, wobei ähnlich wie mit der Socke zur Geruchsdesensibilisierung mit nur bruchteilen von Sekunden gearbeitet wird, die dann positiv verknüpft werden. Hierfür brauchen Sie als Sicherheitsmaßnahme eine Tiergittertür (mind. 107 cm hoch und damit deutlich höher als ein Babygate) und ein Laken/Decke, das Sie als Sichtschutz darüber legen und bei Bedarf zur Seite oder hoch ziehen, um bei der Arbeit an der Gittertür die Sicht auf die andere Katze gut dosiert zu präsentieren.

In den ersten Tagen ziehen Sie das Laken vorsichtig während des Spiels, der Fütterung, Trainings etc. nur etwa 5 cm hoch (oder zur Seite) und so bleibt es für 2-3 Tage in den Sessions.
Wenn alles ohne Irritation bleibt, verringern Sie jeweils in kleinen Schritten den Abstand zur Tür oder ziehen das Laken um weitere 5 cm hoch und belassen es wieder 2-3 Tage so. So gehen Sie vor bis sich beide Katzen nach etwa 2 Wochen komplett ohne “Umstände” beim Fressen sehen können. Außerhalb der Fütterungszeiten wird das Türgitter entfernt und die Tür bleibt verschlossen, so dass es keine Möglichkeit gibt, schlechte Erfahrungen mit der anderen Katze zu machen.

[Eine Plexiglasscheibe finde ich persönlich kontraproduktiv in Hinblick auf die sukzessive Zunahme der Wahrnehmung der fremden Katze mit den Sinnesorganen und nimmt gleichzeitig die Möglichkeit sich sicher zu fühlen und anzunähern (optische Begrenzung durch Gitter), und kann so zu mehr Frustration und Aggression führen.]

D) Es ist von großem Vorteil, wenn Sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu dem Neuzugang aufbauen, denn so können Sie im Vergesellschaftungsprozess als soziale Brücke fungieren, was gerade in angespannten Situationen sehr hilfreich sein wird.
Fühlt sich Ihre neue Katze sicher und wohl in ihrem Katzenzimmer und haben Sie bereits eine vertraute Beziehung zu ihr aufbauen können, kann mit kleinen Ausflügen beider Katzen in den Lebensraum der anderen Katze begonnen werden. Dies dient auch dem verstärkten Aufbau eines Gruppendufts in der gesamten Wohnung und den (Aneinander-) Gewöhnungsprozess zu intensivieren.
Hierfür wählen Sie einen geeigneten Raum als “blinde Schleuse”, in der die alteingesessene Katze grundsätzlich gerne Zeit verbringt, z. B. das Schlafzimmer. Ein Helfer leistet ihr dort bei geschlossener Tür Gesellschaft und spielt oder clickert mit ihr, so dass sie positiv beschäftigt ist.
Währenddessen spielen Sie im Katzenzimmer mit der neuen Katze, leiten sie dabei zur Tür und öffnen diese langsam, so dass sie – sofern sie möchte – zum ersten Mal aus dem Katzenzimmer treten kann. Leiten und begleiten Sie sie zunächst in ein Zimmer, in dem sowohl Mensch als auch Katze viel Zeit verbringen, z. B.  das Wohnzimmer und schließen die Tür. Während Sie der neuen Katze im Wohnzimmer Gesellschaft leisten, so dass sie das Wohnzimmer in Ruhe erkunden kann, darf die alteingesessene Katze die “blinde Schleuse” verlassen  und in Ruhe das Katzenzimmer erkunden. Ihr Helfer begleitet sie dabei und bietet ihr dort entspannt ihre Lieblingsleckerlies an oder verteilt diese im Raum, schließt dann langsam die Tür und leistet ihr Gesellschaft mit positiven Erlebnissen.
Nach max. 1 Stunde sollten beide Katzen wieder mittels der “blinden Schleuse” in ihren Lebensraum zurückkehren und in Ruhe die “Hinterlassenschaften” der anderen Katze begutachten und anschließend ruhen können.
Diese Erkundungsausflüge sollten von nun an täglich erfolgen und nach und nach mehr Zimmer für die neue Katze einbezogen werden.

Die “andere Katze” auf eine langsame und unbedrohliche Art kennenlernen zu können und gleichzeitig mit positiven Assoziationen zu verknüpfen ist hier das Ziel. Dafür werden nur positive Dinge und Aktivitäten wie Futter, Leckerlies, Lob, Clickern und Spiel in Anwesenheit der anderen Katze eingesetzt und jede freundliche Kontaktaufnahme oder Interesse gelobt. Dies geschieht zu Beginn mit geschlossenen Türen, dann mit einer sicheren Gittertür, die teilweise abgedeckt ist und die Sicht im Tempo der Katzen zunehmend freigegeben wird – immer unter der Supervision des Menschen, um sicherzustellen, dass es zu keinen negativen Interaktionen kommt. Indem die Katzen Schritt für Schritt mit ihren Sinnen nacheinander (Ohren, Nase und dann Augen) den Artgenossen kennenlernen können, vermeiden wir eine Überforderung – vor allem bei eher unsicheren oder nervösen Tieren.

E) Wenn bisher Spiel, Fütterungen & Co. mit Sichtkontakt ohne Unsicherheiten & Spannungen verlaufen sind und beide freundlich neugierig aufeinander reagieren und miteinander zart interagieren, ist es Zeit für die Zusammenführung in einem Raum unter Aufsicht.
Idealerweise haben sie hierbei einen Helfer, der mit beiden Katzen vertraut ist und z. B. mit der alteingesessenen Katze in einem großen Zimmer angeregt spielt, während Sie mit der neuen Katze das Wohnzimmer fröhlich erkunden und dann mit ihr fröhlich spielen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich die neue Katze im Wohnzimmer nicht mehr unsicher fühlt, kommt ihr Helfer mit der alteingesessenen Katze hinzu und spielt am anderen Ende des Raumes angeregt mit ihr.
Der Fokus liegt hierbei auf der Ablenkung durch Spielen, denn dann wird die andere Katze immer nur kurz im Spiel (dem Positiven) wahrgenommen. Fütterung, Lob und Leckerlies als Belohnung für Entspanntheit und freundliche Kontakte mit der anderen Katze in Kombination mit Ihrer entspannten und fröhlichen Energie wird die Anwesenheit der anderen Katze als etwas Positives im (Unter-) Bewusstsein der Katze verankert. Denn die Katzen werden einen fröhlich spielenden Artgenossen als unbedrohlich wahrnehmen und können in Ruhe beobachten und dabei selbst unbeobachtet bleiben. Die Federangel eignet sich aufgrund des großen Radius gut, um später auch das gemeinsame Spielen vorsichtig anzutesten. Sobald Sie merken, dass eine der Katzen sich ausruhen möchte, gehen Sie mit der neuen Katze wieder zurück in das Katzenzimmer, damit es keine Möglichkeit zum Anstarren gibt.

Katzenverhalten Beratung in Berlin

F) Direkt im Anschluss an die nächsten Spielsessions bekommt die neue Katze die Möglichkeit, das gesamte Zuhause in Ruhe kennenzulernen und sich sicher darin bewegen zu können … in Abwesenheit der anderen Katze.
Dafür werden für mindestens 1 Stunde die Lebensräume in der Form getauscht, dass die alteingesessene Katze idealerweise wieder mit einem vertrauten Helfer in das Katzenzimmer mit geschlossener Tür geht. Im Anschluss können beide wieder für eine Weile unter Aufsicht mit viel Spiel und Spaß und Leckerlies in einem Zimmer zusammen sein, bevor die neue Katze wieder in das Katzenzimmer geht. Gibt es keine Irritationen kann die gemeinsame Zeit langsam ausgedehnt, wobei sie für die Nacht jedoch wieder getrennt werden. Die Dauer des Lebensraumtausches wird langsam gesteigert bis sich beide Katzen überall und zu jeder Zeit sicher und wohl fühlen (d. h. alle 8-12 Stunden).

G) Dies wiederholen Sie ein paar Tage bis man sie nicht mehr trennt, wenn es keine Irritationen gegeben hat und Sie 48 Stunden ohne Unterbrechung Zuhause sein können, um alles zu beaufsichtigen. Sie sind die tiefenentspannte und fröhliche Brücke, die im Spiel, der Fütterung (nicht zu nah zueinander, d. h. im “Wohlfühlabstand”) und Lob mit Ihrer positiven Energie immer wieder ausgleicht, um die positive Assoziation stabil in beiden Tieren zu festigen.

Abschließende Worte:

Dieser Leitfaden zur Zusammenführung von Katzen ist nur eine komprimierte Darstellung, nicht starr und kann in den einzelnen Phasen je nach Tier und Gegebenheiten variieren. Je nach Ausganslage gibt es noch weitere Werkzeuge (einseitige Spiegel, Einsatz von Gabapentin etc.), der man sich in diesem Kontext mit professioneller Unterstützung bedienen kann, doch diese alle sinnvoll hier einzuarbeiten, war nicht möglich, ohne den Rahmen zu sprengen, so dass ich es hierbei belasse. Bei sehr sozialen oder sehr jungen Tieren können u. U. die Phasen verkürzt oder sogar übersprungen werden. Kastrierte Kater, die bereits sozial mit Artgenossen gelebt haben, sind hierbei oftmals unkomplizierter.
Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung möchte ich Ihnen vor allem für die Vergesellschaftung von erwachsenen Katzen und Worst-Case-Situationen eine erklärte Hilfestellung geben, damit Sie mit dem Verständnis auch eigenständig die einzelnen Schritte anpassen können, da am Ende des Tages jedes Tier seine eigene Persönlichkeit und Geschichte mitbringt.

Katzen Verhaltenstherapie Berlin

Ich habe eine Vergesellschaftung erlebt, bei der bereits nach 2 Tagen die beiden weiblichen Katzen sich durch die Tür “riefen” und ein paar Tage später sogar jammerten, weil sie zu der anderen Katze wollten. Wir kürzten daher den Plan ab und ließen sie schon nach etwas mehr als 1 Woche (Beendigung der Antibiose des Neuankömmlings) unter Aufsicht in ein Zimmer. Wir spielten mehrere Stunden mit beiden, fütterten sie, lobten sie und es lief so wunderbar, dass wir sie danach auch nicht mehr trennten, denn man spürte trotz kleiner “Tänzchen”, wie glücklich sie waren.
Beide Katzen waren aus dem Tierschutz und erst etwa 2 Jahre alt. Gretel war eine eher ängstliche Katze, die zuvor ihren Bruder verloren hatte und sehr darunter litt. Fipsi war eine Streunerin auf Sardinien, die dem Tod von der Schippe gesprungen war und bekam zum ersten Mal in ihrem Leben ein richtiges Zuhause und eine Familie. Beide Katzen waren gut sozialisiert und weniger auf den Menschen geprägt, so dass sie einfach sehr glücklich und dankbar füreinander waren.

Katzen Training
Ich hoffe von Herzen, dass dies dazu beitragen kann, dass weniger Tiere in ein Tierheim abgegeben oder weggegeben werden. Und genauso sehr hoffe ich, dass sich mehr Menschen für die Adoption von erwachsenen Katzen entscheiden und dabei sowohl das Verständnis, die Geduld als auch die Kraft und Liebe aufbringen, um zwei Tiere zu einem glücklichen Dream-Team zu machen und … dabei ein Leben “wiedergutzumachen”.

Welche Tiere passen am besten zusammen?
A. Kastrierte gleichgeschlechtliche Wurfgeschwister mit ähnlicher Energie, da Kater und Katzen oft unterschiedliche Bedürfnisse haben können
B. Kastrierte gleichgeschlechtliche Tiere im ähnlichen Alter, ähnlicher Energie und Größe

Ausnahmen bestätigen aber bekanntlich die Regel!

Katzenberatung

Be PAWsitive & Shine!

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