Wie bereits in Wohnungshaltung oder auch in Vergesellschaftung erwähnt spielen Rückzugsmöglichkeiten für Katzen eine große Rolle und stellen vor allem in “energiereichen” und/oder Mehrkatzen-Haushalten wichtige Ressourcen dar.
Da ich bei meinen Hausbesuchen oft sehe, dass Rückzugsorte einschließlich der Schlafplätze oft nicht pro-aktiv angeboten werden, möchte ich hier kurz erläutern, warum sie so wichtig für unsere Katzen (vor allem in reiner Wohnungshaltung) sind und zeigen, wie einfach diese geschaffen werden können.
Katzen brauchen genauso regelmäßig “ihre Zeit für sich” wie sie Qualitätszeit mit uns brauchen. In dieser Zeit widmen sie sich ihrer Körperpflege, ruhen, entspannen und “neutralisieren” sich wieder.
Als hochsensible Wesen sind sie nämlich akustischen, visuellen und olfaktorischen aber auch energetischen (wie z. B. Stimmungen der Menschen) Reizen viel stärker ausgesetzt, die sich wie bei Langeweile zu negativem Stress aufsummieren können, wenn sie keine Aus- oder Entlastung erfahren.
Wie bei einem Sparbuch wird jede einzelne Einzahlung erfasst und “gespart” bis das Sparbuch voll ist und sich schließlich offensichtliche Symptome psychischer oder physischer Art zeigen. Somit ist es für die Gesunderhaltung unserer Katzen sehr wichtig, ihnen mehrere bedürfnisgerechte Rückzugmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Der Rückzug ist die Strategie unserer Katzen zur Stressbewältigung und Rückzugsorte dienen zusätzlich ihrem Sicherheitsbedürfnis.
Die Intensität des Bedürfnisses nach Rückzug kann in Abhängigkeit von Situation, Stimmung, Gesundheitszustand, Alter, Geschlecht und Persönlichkeit sehr variieren:
Sie kann von “Ich möchte am Geschehen teilhaben, aber eben lieber in Distanz vom hohen Kratzbaum neben dem Sofa aus” bis hin zu “Ich möchte einfach unsichtbar sein und nichts und niemanden sehen, hören oder gesehen werden”.
Bekommen Katzen nicht die Möglichkeit ihr Bedürfnis nach Rückzug und “Privatsphäre” adäquat zu befriedigen, dann bleibt ihnen oft nur sich in die unmöglichsten Winkel zu verstecken oder psychisch sich in sich selbst zurückzuziehen (Kontaktabbruch bis zum sog. Verteidigungsschlaf). Im Laufe der Zeit steigt jedoch der Stresslevel und es können sowohl psychische als auch körperliche Probleme entstehen.
Anforderungen an Rückzugsorte für Katzen:
- Ungestörtheit, keine “Kollision mit Menschen” wie z. B. auf dem Bett oder Sofa
- “Unantastbarkeit”, die Katze muss darauf vertrauen können, dass dort ihr Wunsch nach Rückzug respektiert wird
- “Gemütlich”, damit sich die Katze auch länger aufhalten kann
- “Sichtschutz”, für den Wunsch nicht wahrgenommen zu werden
- Leicht zugänglich und i. d. R. immer verfügbar
- Bedürfnisgerecht und in ausreichender Zahl verteilt auf die Räume und Dimensionen
Gerade im Mehrkatzenhaushalt ist die Berücksichtigung dieses wichtigen Bedürfnisses von großer Bedeutung. Wenn wir uns unser Zuhause, d. h. die Welt unserer Katzen durch ihre Augen anschauen, können wir oft mit wenig Aufwand gute Rückzugorte für die verschiedenen Rückzugs-Intensitäten finden:
- Auf einem Regal oder Kleiderschränken
- In möglichst vielen Räumen
- In einem Regal
- In Höhlen & Zelte
- Auf Wandliegen
- Auf hohen Kratzbäume mit Höhlen
- In Katzentransporttaschen
- Hinter einer Zimmertür
- Auf der Waschmaschine
- Catwalks
- Unter dem Couchtisch
- In der Badewanne oder Duschtasse
- Safe-Box als einfache Abgrenzung zur Umwelt
- Unter einem Stuhl (mit einem Platz)
- In einem Katzentunnel
Bitte unterschätzen Sie nicht die Bedeutung dieser Bedürfniserfüllung für Katzen, denn auch wenn sie für den Menschen augenscheinlich zu schlafen scheinen, so muss dies nicht der Katzen-Wirklichkeit entsprechen, denn Katzen sind und bleiben Meister der Maskierung ihrer “Schwächen”.
Und so unspektakulär kann das dann aussehen:
Und wie immer:
Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel!
Be PAWsitive & Shine!