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Vorsorgeplan – TIERARZTPREISE STEIGEN

Bald ist es soweit und die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) wird sich nach 20 Jahren umfassend ändern, was bedeutet, dass die Tierarztpreise ab Ende des Jahres nicht unerheblich steigen werden.

Daher empfehle ich euch (egal ob eine oder drei Katzen euer Leben bereichern) spätestens jetzt mit einem Vorsorgeplan zu beginnen, damit ihr nicht plötzlich vor einem Riesenproblem steht, wenn eure Katze unvorhersehbar oder vorhersehbar tierärztliche Untersuchungen/Behandlungen benötigt.

Aufmerksamen Tierhaltern ist es mit Sicherheit nicht entgangen, dass sich in den letzten Jahren am Angebot der Tierärzte so einiges in die eine oder andere Richtung verändert hat.
Ob verkürzte Sprechzeiten, stark gestiegene Notdienstgebühren, eingeschränkte oder sogar ganz eingestellte Notdienste oder auch einfach nur den unzufriedene Eindruck, dass die Praxisabläufe nicht mehr so reibungslos sind wie vor ein paar Jahren noch. Einige Tierärzte schlossen sich Konzernen wie AniCura (Mars) und Evidensia (Nestlé) oder Vereinigungen an, spezialisierten sich und/oder vergrößerten sich zu einem Kompetenzzentrum.

Ursachen gibt es bestimmt mehr als genug, doch fast immer ist der Kampf um das wirtschaftliche Überleben bzw. “Wirtschaftlichkeit” der Tierarztpraxen der wichtigste Grund, das sich auch im Personalmangel widerspiegelt.

 

Qualität hat nun einmal seinen Preis

Krankheit der Tiere oder Tierarztkosten, die man nicht zahlen konnte oder wollte, waren schon immer “Gründe” für die Abgabe und das Aussetzen von Tieren. Mit der neuen GOT bzw. wenn die Tierarztpreise plötzlich sprunghaft steigen, wird mit Sicherheit die Wahrscheinlichkeit für ein solches Verhalten steigen. Und wenn ich daran denke, dass es zukünftig für die Tiere im Tierschutz noch weniger tierärztliche Behandlung geben soll, dann werde ich sehr traurig und wütend.

Doch Deutschland hinkt schon seit vielen Jahren im internationalen Vergleich auf dem Gebiet der Tiermedizin hinterher. Und das ist auch kein Wunder, denn welcher gut ausgebildete Tierarzt, der sich und seine engagierten Mitarbeiter stetig weiter- und fortbildet und mit zeitgemäßen Geräten und Instrumenten ausgestattet ist, kann von “Geiz ist geil” leben?!
Und wenn die Preiserhöhung bedeutet, dass Tierärzte und ihre Mitarbeiter ihr Wissen auf dem aktuellen Stand halten, sich mit einer entsprechenden Personaldecke auch mehr Zeit für ihre Patienten nehmen und mit der entsprechenden Equipment bessere Tiermedizin praktizieren können, dann bin ich gerne bereit, meinen Beitrag als fürsorgliche Katzenmama hierfür zu leisten. Allerdings ist dies wohl eher ein Prozess und nicht an ein Datum gebunden, denn Tierärzte haben ja schon bis jetzt zu unterschiedlichen GOT-Sätzen abgerechnet.

 

Tierhaltung = Verantwortung für ein Leben

Liebe, Empathie und Fürsorge sind nicht an Geld gekoppelt und manchmal ist davon sogar dort mehr zu finden, wo es an Geld mangelt.
Tierhaltung ist meiner Meinung, nach kein Grundrecht. Und so hart es jetzt für einige klingen mag: Genauso wie man sich ein Kind leisten können muss, sollte es sich mit unseren sog. “Haustieren” verhalten, denn Lebewesen sind kein Konsumgut, das allein unserer Bedürfnisbefriedigung dient. Kinder oder Tiere in unser Leben zu holen, bringt Verantwortung mit sich – sowohl für ihre physische als auch psychische Unversehrtheit.

Warum ist es ok, dass ein Ölwechsel mehr eine Katerkastration kostet und ein TÜV mit AU mehr als ein Gesundheitscheck mit Blut und Röntgen?!?
Weil das Auto mich bequem von A nach B bringt, ich gesetzlich dazu verpflichtet bin, ein schickes Auto mich gut aussehen lässt und mir damit gute Dienste leistet, während meine Katze “nur” meine emotionalen Bedürfnisse befriedigt?

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht darauf eingehen, dass “Das Recht von Katzen auf Gesundheit” das Mindestrecht eines jeden Lebewesens ist, das ich in meine Obhut nehme, denn es würde den Rahmen sprengen. Heute geht es um meine Empfehlung zur Vermeidung eines finanziellen Disasters im Krankeitsfall eurer Katze.

 

Vorsorgeplan erstellen

Für verantwortungsbewusste Katzenhalter ist die finanzielle Vorsorge, die einzige Möglichkeit nicht in eine Situation zu geraten, die automatisch zu noch mehr Leid für Katze und Mensch führt, sofern sie nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen.

Sind die Katzen noch relativ jung
… sind Tierkrankenversicherungen eine gute Möglichkeit sich im Krankheitsfall und bei Unfällen vor einer finanziellen Katastrophe abzusichern. Je nach Versicherer und dem gewählten Tarif sind sogar Physiotherapie, Verhaltensberatungen und Vorsorgeuntersuchungen/-behandlungen inkludiert. Die Tarife steigen dabei i. d. R. mit dem Alter eurer Katzen und Risikofaktoren wie “Freigänger” oder “Vorerkrankung”.

Tierkrankenversicherungen

Gab es vor 20 Jahren genau 2 Versicherungen, wird der Markt vor allem in den letzten 3 Jahren mit Angeboten überschwemmt, so dass der Laie nicht selten Schwierigkeiten hat, den für ihn optimalen Tarif auszuwählen. Da ich selbst keine Versicherung für mein Trio abgeschlossen habe, kann ich keine bestimmte Versicherung oder Tarif empfehlen und nur den Rat geben, sich zunächst zu überlegen, welche Leistungen einem wichtig sind, sich alles gut durchzulesen und zu prüfen, was inkludiert ist und bei den z. T. unklaren Beschreibungen genauer nachzufragen.

OP-Versicherung vs. Vollversicherung
Bei einer sog. OP-Versicherungen werden nur die Kosten für die Operationen selbst mit den damit verbundenen Untersuchungen, Behandlung, Medikamente etc. erstattet, dafür sind die Beiträge niedrig.
Die Vollversicherung lässt sich mit einer Krankenversicherung vergleichen und beinhaltet je nach Versicherer und Tarif die verschiedensten Maßnahmen zur Behandlung von Krankheit und zur Gesundheitsvorsorge, weswegen die Tarife mitunter sehr hoch sein können.

Selbstbeteiligung & Jahreshöchstleistungen
Wie bei anderen Versicherungen auch, kann man die Beiträge durch eine Selbstbeteiligung reduzieren, was vor allem bei mehreren Katzen sinnvoll sein kann. Die Jahreshöchstleistungen sind oftmals begrenzt, so dass man auch hier schauen sollte, ob der Tarif für ältere Tiere geeignet ist.

Leistungen – Krankheit oder auch zur Gesundheitsvorsorge?
Je mehr Leistungen die Versicherung enthält, umso mehr lohnt sich die Überlegung auch bei mehreren Katzen für eine Vollversicherung, doch die Gesamtkosten wären dann sehr hoch. Neben allen Leistungen, die bei Krankheit und Verletzung zur Diagnose und Behandlung notwendig sind (wie Operationen), können auch Vorsorgemaßnahmen, Physiotherapie, Verhaltenstherapie, Arzneimittel, Kastration und alternative Heilmethoden wie z. B. Akupunktur inkludiert sein.

Freie Tierarztwahl & Erstattungssatz (GOT)
Es sollte immer auf die freie Tierarztwahl geachtet werden und auch auf den Erstattungssatz, der durchaus im Notdienst das Vierfache betragen kann.

Altersbeschränkungen & “zusätzliche Risiken”
Mit zunehmendem Alter der zu versichernden Katzen steigt i. d. R. der monatliche Beitrag, so dass man hier nach “stabilen Beitrag im Alter” Ausschau halten sollte. Und auch Freigänger und Vorerkrankungen werden als erhöhtes Risiko bewertet, so dass hier die Beiträge höher sind.

Wartezeiten
Wie bei anderen Versicherungen auch, gibt es bei Tierkrankenversicherungen (ausgenommen Unfälle) meist Wartezeiten und eingeschränkte Leistungen für die ersten Versicherungsjahre. Je nach Alter der Katze, sollte man sich hier die Leistungen genauer anschauen.

Beispiel von Versicherung XY:

  • 9 Jahre alte Wohnungskatze
  • Premiumtarif
  • ohne Selbstbeteiligung – 61,82 € monatlich = 741,84 € jährlich
  • Selbstbeteiligung 10% – 58,11 € monatlich = 697,32 € jährlich
  • Selbstbeteiligung 20% – 53,79 € monatlich = 645,48 € jährlich
  • stabiler Beitrag im Katzenalter
  • Operationen unbegrenzt
  • Behandlungen unbegrenzt
  • Wartezeit 1 Monat (bei Unfall sofortiger Schutz)
  • bis 4-fachen Satz
  • + Vorsorgeleistungen 100 €, Kastration 6 Monate Wartezeit, 100 €, Unterbringung bis 15 Tage in Tierklinik nach OP, freie Tierarztwahl, Zahnprophylaxe, Zahnbehandlungen, Physiotherapie, Homöopathie, Akupunktur, Lasertherapie u. v. m.

Diese Leistungen wären mir persönlich wichtig, wobei ich hier beim Versicherer nachfragen würde, ob das Dentalröntgen inkludiert ist. Da 9 Jahre das Höchstalter für die Aufnahme ist, kommt aber genau diese Versicherung für mein Trio mit 11 Jahre nicht mehr in Frage.

Für 2 jährige Katzen würde der gleiche Tarif nur 28,12 € kosten, allerdings mit höheren Beiträgen im Katzenalter.

Hätte es diesen Tarif vor 3 Jahren schon gegeben, hätte ich ihn für mein Trio vielleicht aus Angst abgeschlossen, denn damals wurde Tabby sehr krank und eine Odyssee begann für ihn und auch für mich als Katzenmama. Doch ohne diese “Angst vor Schlimmerem” bleibe ich bei meiner Empfehlung für ein Katzensparbuch, denn nach dem obigen Beispiel mit 2.100 € Beitrag pro Jahr (bei 10% SB) für drei Katzen, hätte ich in drei Jahren 6.300 € Versicherungsprämie bezahlt und tatsächlich beliefen sich aber die Tierarztkosten (inkl. Medikamente) in den letzten drei Jahren auf etwa 5.500 €.

Auch wenn es jedem klar sein sollte:
Niemand sollte überrascht sein, wenn nach den steigenden Tierarztpreisen auch die Versicherungsbeiträge steigen oder die Leistungen gekürzt werden.

Katzensparbuch/Katzenkonto

Für Senioren oder bei mehreren Katzen
Viele Versicherer lehnen die Aufnahme sogar von “Noch-nicht-Senioren” ab oder verlangen viel zu hohe Monatsbeiträge, so dass ich hier nur ein “Katzenkonto” empfehlen kann, auf das monatlich per Dauerauftrag ein Betrag von mind. 30,00 – 50,00 € gespart werden sollte. Diese Empfehlung gebe ich auch, wenn man mehrere Katzen hat.

Das wären dann im Jahr 360,00 bis 600,00 € pro Katze, so dass wenigstens die Kosten für einen Gesundheitscheck (inkl. Blut & Röntgen), Impfung, Flohmittel, Kotuntersuchung und Entwurmung abgedeckt sind und ggf. noch 250,00 – 300,00 € (je nachdem welchen Tierarzt ihr wählt) für unvorhergesehene Tierarztkosten pro Jahr angespart werden können.

Wenn man wie ich drei Senioren mit Vorerkrankungen hat, die zudem alle von FORL betroffen sind, dann reicht dieser Beitrag bei weitem nicht aus. Die Kosten für eine FORL-Behandlung mit vorangegangenem Blutcheck zur Prüfung der Narkosefähigkeit und im Rahmen des jährliches Gesundheitschecks beginnen bei etwa 750,00 € und können aber auch deutlich höher sein, wenn mehrere Zähne betroffen sind.

Während die jährlichen (oder eineinhalbjährlichen) FORL-Behandlungen irgendwann nicht mehr notwendig sind, weil keine Zähne mehr im Mäulchen sind, sieht es bei den typischen “Sollbruchstellen unserer Katzen” anders aus. Schilddrüsenüberfunktion, chronischen Niereninsuffizienz, Diabetes oder einer Herzerkrankung müssen bis zum Lebensende behandelt werden, wobei sie wiederum im Normalfall nicht diese großen Tierarztrechnungen “produzieren”.

Aber egal welcher Betrag es ist, den man pro Katze monatlich spart, ist es im Notfall eine finanzielle Erleichterung, weil man nicht den gesamten Betrag aus dem Monatsbudget bezahlen muss. Zudem ist dieses Geld auch nicht “einfach weg”. Wenn man Glück hat und die Katze bis auf die normalen Vorsorgeuntersuchungen keine Behandlungen braucht, kann man zur Not auch einen tollen neuen Kratzbaum oder Laufrad davon querfinanzieren (d. h. ausleihen).

 

Fazit

Ob Tierkrankenversicherung oder Katzensparbuch, handelt jetzt und sorgt vor. Macht euch einen guten Plan, wie ihr die Kosten für die Gesunderhaltung und den Krankheitsfall eurer Katzen absichern wollt, unabhängig davon ob teilweise oder komplett.

Hofft nicht drauf, dass ihr “Glück haben” werdet, denn am Ende bezahlen eure Katzen dafür. Denn eins ist sicher: Alter und Krankheit unserer Katzen sind unvermeidbar, aber unnötig verlängertes Leid aufgrund mangelnder Voraussicht und Verantwortungsgefühl sind es.

 

Doch manchmal passiert einfach das Leben …
und obwohl man vorgesorgt hat, findet man sich unerwartet in der furchtbaren Situation wieder, vielleicht nicht einmal über einen Dispo zu verfügen, um es zur Deckung der Tierarztkosten nutzen zu können.
Bitte fragt in einem solchem Fall um Hilfe in der Familie, im Bekannten- oder Freundeskreis, denn auch wenn es wirklich unangenehm ist, so ist es unsere Pflicht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Eine weitere Möglichkeit ist im Tierschutz nach Hilfe zu fragen. Dort wird fast immer versucht mit Rat oder Tat und kooperierenden Tierärzten verzweifelten Tierhaltern in finanzieller Not zur Seite zu stehen. Auch gibt es nicht wenig “normale” Tierärzte wie auch Katzenverhaltensberater, die für Ratenzahlungen offen sind, doch man muss eben um Hilfe bitten und darf sich auf keinen Fall dafür schämen (oder zu schade sein). Und in der schlimmsten Not gibt es in unserer heutigen Zeit auch die Möglichkeit des Crowdfundings.

 

Hier noch ein Artikel vom Tierarzt Ralph Rückert mit seiner Meinung zu AniCura & Co.

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