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Worte schaffen Wirklichkeit: Katzenbesitzer vs. Katzeneltern

Ich habe kürzlich die Entscheidung getroffen, nicht mehr mit Katzenbesitzern zu arbeiten. Zum einen, weil es mir meistens nicht gelingt, diesen Katzen nachhaltig zu helfen und zum anderen, aus reiner Selbstfürsorge. Ich werde jetzt wahrscheinlich diejenigen unter euch verwirrt haben, die keinen Unterschied zwischen Katzenbesitzer, Katzenhalter und Katzeneltern machen, doch für mich gibt es da einen großen Unterschied.

Mit Worten drücken wir uns aus und teilen uns anderen mit. An ihnen lässt sich auch die innere Haltung von uns Menschen erkennen. Außerdem bestimmt die Wahl unserer Worte auch die Qualität unserer Kommunikation zu anderen – aber auch zu uns selbst.

Du kennst bestimmt den folgenden Text, dessen Verfasser unbekannt ist:

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.

Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden zu deinem Charakter.

Achte auf deinen Charakter,
denn er wird zu deinem Schicksal.

In Worten liegt also eine Kraft und sie haben auch eine gewisse Macht, denn mit ihnen erschaffen wir unsere aber auch die Welt anderer.
In meiner Arbeit beispielsweise ist die Sprache der Katzenhalter und Katzeneltern ein wichtiger Indikator für mich, ob und wie ich mit diesen Menschen arbeiten möchte oder kann. Und ihre Wortwahl kommt eine große Bedeutung zu und hat meiner Meinung nach auch weniger mit dem Bildungsstand der Menschen zu tun, als mit ihrer inneren Haltung.

In meiner Welt z. B. schafft man sich keine Katzen an.
Man holt, kauft und bestellt sich auch keine Katzen. In meiner Welt besitzt man Katzen genauso wenig wie Menschen, denn in meiner Welt sind Katzen jemand und nicht etwas.

Anmerkung:
“Katzen” kann man hier übrigens gegen Hund, Kaninchen, Hamster, Schwein, Maus, Vögel und Co. austauschen.

In meiner Welt nehme ich Katzen auf, adoptiere sie oder gebe ihnen ein Zuhause. In meiner Welt sind meine Katzen geliebte Familienmitglieder, für die ich eine Fürsorgepflicht habe, weil sie von mir abhängig sind. Und wenn ich von Katzeneltern spreche, möchte ich genau dieses Abhängigkeitsverhältnis zum Ausdruck bringen, denn unsere Katzen sind (vor allem in Wohnungshaltung) in ihrem Überleben komplett von uns abhängig. Ich möchte also mit dem Begriff Katzeneltern nicht vermenschlichen, da dies ohnehin wenig hilfreich ist, um Katzen und ihre Bedürfnisse zu verstehen, stattdessen möchte ich den Kontrollverlust der Katze auf ihr  (Über-)Leben in menschlicher Obhut aufzeigen. Dabei hat die Natur die Katze für ein allein auf sich gestelltes Überleben designed, d. h. physisch wie psychisch mit den Werkzeugen ausgestattet, die ihr im Zusammenleben mit uns oft zum Verhängnis werden.

Und auch Begriffe wie Trotz, Chef im Haus sein wollen, Rangordnung, Protest, sich unterwerfen, Diva-Allüren, hinterhältig, Täterkatze, zickig, eins auswischen wollen, Eifersucht und Mobbing im Bezug auf Katzenverhalten zu benutzen ist eine Form von Vermenschlichung, die ich persönlich ablehne. Denn sie entspringt der Annahme, dass Katzen die gleiche Motivation wie wir Menschen haben … interessanterweise kommt die Katze dabei nicht so gut weg.

Und wer sich selbst zum Dosenöffner oder Personal seiner Katzen degradiert, dem kann ich auch nicht helfen, denn das entspricht ebenfalls nicht der Lebenswirklichkeit von Katzen.

Im Gegensatz zu Katzen sind wir Menschen soziale Geschöpfe, für die Akzeptanz Bestätigung und Zugehörigkeit nahezu überlebenswichtig sind.

Anmerkung 2:
Das heißt jetzt nicht, dass Katzen unsoziale Tiere wären, denn damit würden wir ihnen Unrecht tun. Aber sie sind eben eher “selektiv sozial”, denn auch das sichert ihr ein besseres Überleben.

Menschen hingegen wurden von der Natur physisch wie psychisch mit den Tools ausgestattet, die ihr Überleben in der sozialen Gruppe sichern. Deshalb benutze ich im Kontext von Training mit Katzen auch keine Begriffe wie Kommandos oder Gehorsam, weil auch das wieder Konzepte sind, die der Katze einfach fremd sind. Uns  hingegen nutzen sie sehr wohl beim Überleben in einem sozialen System.

Und schließlich gibt es in meiner Welt auch keine Problemkatzen oder Problemverhalten. Es gibt sicherlich auffälliges Verhalten, das nicht dem “Normalverhalten” entspricht und es gibt mit Sicherheit auch vom Menschen unerwünschtes Verhalten. Doch ob ein solches Verhalten von mir als Problem angesehen wird, hängt dann doch mehr von mir und meiner inneren Haltung ab, so dass ich die Paarung der Worte “Katze” mit “Problem” hier unpassend finde. Denn schließlich liegt die Verantwortung für unsere innere Haltung, Gedanken, Werte und Gefühle nicht bei der Katze sondern bei uns.  Die gute Nachricht dabei ist, dass auch die Macht diese zu ändern allein bei uns liegt.

Lange Rede kurzer Sinn:
Wenn du ein Katzenhalter bist, dem es nur darum geht, dass deine Katze möglichst lange und pflegeleicht bei dir überlebt, ohne dabei hohe Kosten zu verursachen oder dir Umstände zu bereiten, dann bist du hier falsch, denn ich bin nur eine Katzenverhaltensberaterin und keine Humanpsychologin, die spätestens seit ihrer Scheidung weiß, dass man andere Menschen nicht ändern kann.

Doch wenn du deine Katze besser verstehen und ihr ein bedürfnisgerechtes Leben schenken möchtest, bist du herzlich willkommen in meiner Welt.

P. S.:
Ich verwende “Katzenhalter” und “Katzenbesitzer” nicht als Synonyme, denn “Katzenhalter” ist für mich ein neutraler Begriff für alle Menschen, die Katzen “halten”. Schaut einfach mal nach der Definition für “Tierhaltung”. Katzenhalter setze ich daher auch keineswegs gleich mit Menschen, die sich selbst als “Katzenbesitzer”, Herrchen oder Frauchen bezeichnen. Ein Vergleich mit der Definition von “Besitz” macht es deutlich, wobei mich die “Juristensprache” hier nicht interessiert.

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